Kapitalraten oder Pauschalraten

Die Gemeinde hat zu entscheiden. Aber wie?

Heinz Hofstaetter
7. Januar 2025

Rückzahlungsstruktur mittels Kapitalraten oder Pauschalraten – Die Gemeinde hat zu entscheiden. Aber wie?

Bei der Rückzahlung von Krediten gibt es zwei Hauptmöglichkeiten für die Tilgungsstruktur. Pauschalraten (auch pauschale Annuitäten genannt) und Kapitalraten. Beide Methoden haben ihre eigenen Vor- und Nachteile. Im Rahmen des Zuschlags ist neben den Hauptentscheidungen, welcher Finanzierungsanbieter und ob eine fixe oder variable Finanzierung zu wählen sind, auch die Frage nach Kapitalraten oder Pauschalraten für die Rückzahlungsstruktur zu fällen.

In der Phase von sehr niedrigen Zinsen oder sogar von Nullzinsen (2015 bis Mitte 2022) war die Frage nahezu irrelevant. Aktuell kann diese Entscheidung dazu beitragen, dass Finanzierungen „bezahlbar“ bleiben oder in der Gesamtheit Zinsaufwendungen gespart werden.

Aus diesem Grunde haben wir die beiden Methoden für Sie einfach gegenübergestellt und in einem etwas älteren Beitrag auch den Aspekt von Förderungen im Zusammenhang mit dieser Entscheidung beleuchtet.

Wenn Sie schnell eine Gegenüberstellung benötigen, haben wir in der nachstehenden Tabelle das kurz zusammengefasst. Ein Praxisbeispiel finden Sie weiter unten.

Aspekt

Pauschalraten

Kapitalraten

Monatliche Belastung

Konstant

Abnehmend

Anfängliche Belastung

Geringer

Höher

Gesamtzinsbelastung

Höher

Geringer

Planbarkeit

Einfacher

Schwieriger

Tilgungsgeschwindigkeit

Langsamer zu Beginn

Gleichmäßig

Pauschalraten

Pauschalraten sind gleichbleibende monatliche Zahlungen, die sich aus einem Zins- und einem Tilgungsanteil zusammensetzen. Über die Laufzeit verändert sich die Höhe der Annuität nicht. Nur das Verhältnis zwischen der Zinsrate und der Tilgungsrate ändert sich. In der Regel steigt der Tilgungsanteil und die Zinsen sinken entsprechend.

Merkmale:

  • Die Gesamtrate bleibt über die Laufzeit konstant.

  • Der Zinsanteil nimmt im Laufe der Zeit ab, während der Tilgungsanteil steigt.

  • In Österreich ist dies die gängigste Form der Ratengestaltung bei Immobilien- und Privatfinanzierungen.

Vorteile:

  • Einfache Planung durch konstante monatliche Belastung – Raten ändern sich, wenn bei variabler Finanzierung die Zinsanpassung erfolgt.

  • Zu Beginn geringere Gesamtbelastung im Vergleich zu Kapitalraten.

Nachteile:

  • Insgesamt höhere Zinsbelastung im Vergleich zu Kapitalraten; dieser Nachteil kann aber derzeit durch zukünftig erwartete Zinssenkungen abgefedert werden.

  • Im Falle von möglichen Sondertilgungen ist je nach Bank darauf zu achten, dass die Pauschalraten auf den geringeren aushaftenden Betrag angepasst werden. Manche Institute lassen die Raten gleich, verkürzen aber die Laufzeit.

Kapitalraten

Bei Kapitalraten wird der Finanzierungsbetrag in gleichbleibenden Tilgungen zurückgezahlt, zusätzlich fallen die jeweiligen Zinsen an. Die Kapitalrate ist zu Beginn der Laufzeit teurer als die Pauschalrate, reduziert sich jedoch über die Laufzeit auf Grund der sinkenden Zinszahlungen.

Kapitalraten sparen der künftigen Generation Zinsen, wenn die Liquidität passt.

Merkmale:

  • Der Tilgungsanteil bleibt konstant.

  • Die Zinszahlungen nehmen im Laufe der Zeit ab.

  • Die Gesamtrate sinkt über die Laufzeit.

Vorteile:

  • Geringere Gesamtzinsbelastung über die Laufzeit

  • Schnellere Reduzierung der Restschuld

Nachteile:

  • Höhere anfängliche Belastung – Leistbarkeit prüfen!

  • Monatliche Raten variieren (je nach Zinshöhe), was die Planung erschweren kann.

Die Wahl zwischen Pauschalraten und Kapitalraten hängt von der individuellen finanziellen Situation (Leistbarkeit, Förderungen, etc...) und den Präferenzen des Kreditnehmers ab. Pauschalraten bieten eine bessere Planbarkeit, während Kapitalraten zu einer geringeren Gesamtzinsbelastung führen können.


Beispiel aus 2024: Ankauf eines FF-Fahrzeuges einer Gemeinde in NÖ, Finanzierungsvolumen € 329.800, Laufzeit der Finanzierung 15 Jahre.

Zinsbelastung, gesamt: € 78.261,66 bei Kapitalraten und € 83.540,87 bei Pauschalraten. Wie ersichtlich, ergeben sich bereits bei kleineren Volumina durchaus wesentliche Unterschiede (Differenz € 5.279,18).

FAZIT

Bereits bei dieser eher kleinen Finanzierung entsteht durch die Tilgung in Form von Pauschalraten eine Liquiditätseinsparung bzw. ein Liquiditätsvorteil von rd. € 14.000 in Summe in den ersten 7 Jahren (oder ca. in der halben Laufzeit der Finanzierung; in der zweiten Hälfte drehen sich die Vorteile).

Und: Sinken die Zinsen, wie von vielen Experten erwartet, in den kommenden Jahren weiter um ca. nur 0,5%, ist die grundsätzliche Mehrzinsbelastung (von € 5.000) durch die Zinssenkung bei einer Pauschalrate über die gesamte Laufzeit mit ca. € 8.000 rasch mehr als ausgeglichen.

Autor: Harald Hintenberger, FRC Kundenbetreuer / Financial Consultant


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Über Heinz Hofstaetter

Heinz Hofstaetter ist seit 2016 Geschäftsführer der FRC-Finance & Risk Consult GmbH. Als Betriebswirt mit Abschluss an der Wirtschaftsuniversität Wien und als Bankkaufmann begann er seine berufliche Laufbahn bei KPMG in Frankfurt am Main in den Bereichen Industrie, Anlagenbau, Lebensmittel, Banken und Corporate Finance.

Es folgte der Einstieg in das Bank- und Kapitalmarktgeschäft bei der Bank Austria Investmentbank in Wien. Als langjähriger Prokurist und Vorstand der HYPO NOE im Bereich Finanzierung (Public Finance, Real Estate, Project Finance) mit einer Bilanzsumme von ca. 15 Mrd. und als Geschäftsführer von zwei Investmenthäusern in Österreich beschäftigte er sich intensiv mit den Themen Finanzierung und Kapitalmarktanlagen. Er war unter anderem verantwortlich für ein diversifiziertes Portfolio von Assets under Advisory von 6,5 Mrd. EUR in allen Vermögensklassen.

Darüber hinaus hat Herr Hofstaetter bis 2008 eine nachhaltige Verbriefungsplattform für langfristige Vermögenswerte aufgebaut. Das Setup einer Bewertungsplattform von 2009 bis 2015 für komplexe Finanzinstrumente in Frankfurt am Main rundet seine universelle Ausrichtung ab.