Freie Liquidität durch Monitoring der Schulden

Ein nachhaltiges Finanzmanagement ist ein zentraler Hebel für die strategische Steuerung einer Gemeinde. Es verbindet klassische Ziele...

Heinz Hofstaetter
13. Oktober 2025

Freie Liquidität durch strategisches Schuldenmonitoring

Ein nachhaltiges Finanzmanagement ist ein zentraler Hebel für die strategische Steuerung einer Gemeinde. Es verbindet klassische Ziele wie Liquiditätssicherung und Wirtschaftlichkeit mit ökologischen sowie sozialen Aspekten und stärkt die Resilienz lokaler Strukturen. Lesen Sie unsere 8 FRC Tipps.

Durch ein regelmäßiges Monitoring kann bei bestehenden und neuen Darlehensfinanzierungen freie Liquidität geschaffen werden. Folgende Ziele gilt es zu berücksichtigen.

  • Risiken erkennen und steuern

  • Strukturen optimieren und Einsparungen erzielen

  • Transparenz und Kontrolle sicherstellen

  • Flexibilität gewährleisten

  • Digitalisierung, Automatisierung und Steuerung verbessern

  • Externe Expertise einbinden

Tipp 1 - Finanzierungslaufzeit an Nutzungsdauer anpassen

Die Anpassung von Darlehenslaufzeiten an die wirtschaftliche Nutzungsdauer der zugrunde liegenden Vermögenswerte kann zu einer spürbaren Reduktion der jährlichen Tilgungsbelastung führen. Dabei ist stets die gesetzlich zulässige Maximallaufzeit zu beachten. Als rückwirkender Laufzeitbeginn kann bei Finanzierungen im Bereich der kommunalen Siedlungswasserwirtschaft der Zeitpunkt der Kollaudierung, bei anderen Investitionen die Inbetriebnahme angesetzt werden.

In der Praxis zeigt sich, dass die Laufzeiten nicht immer optimal auf die Nutzungsdauern abgestimmt sind. Zudem verändern sich die Rahmenbedingungen und Parameter im Zeitverlauf, was eine regelmäßige Überprüfung bzw. Anpassung erforderlich macht. Besonders im Bereich der Infrastruktur- und Immobilienfinanzierungen besteht hier ungenutztes Potenzial.

Vermögen

Finanzierungdauer, max.

Abschreibungsdauer lt. VRV

Siedlungswasserwirtschaft

25 Jahre

50 Jahre

Immobilien

40 Jahre

40 Jahre

 In Ausnahmefällen kann auch eine darüberhinausgehende Laufzeitverlängerung in Betracht gezogen werden. Diese erfordert, neben einer exakten Begründung und der Erörterung mit der Gemeindeaufsicht, jedoch meist eine erneute Bonitätsprüfung durch die Bank. Zusätzlich bedeutet diese außerordentliche Verlängerung, dass die Schuldenlast stärker auf zukünftige Generationen verlagert wird.

Tipp 2 - Tilgungsstruktur optimieren

Die Wahl zwischen Pauschal- und Kapitalraten beeinflusst die Höhe der Darlehenstilgungen und damit die Liquidität maßgeblich. Eine einfache Anpassung der Tilgungsstruktur kann in bestimmten Haushaltsjahren bis zu 20% der Tilgung freisetzen.

Aspekt

Pauschalraten

Kapitalraten

Laufende Belastung

Konstant

Abnehmend

Anfängliche Belastung

Geringer

Höher

Gesamtzinsbelastung

Höher

Geringer

Planbarkeit

Einfacher

Schwieriger

Tilgungsgeschwindigkeit

Langsamer zu Beginn

Gleichmäßig

Verschiebungen oder temporäre Aussetzungen von Tilgungen können zusätzlich gezielt eingesetzt werden, um die Liquidität in bestimmten Haushaltsjahren zu verbessern. Zwar zeigen sich Banken in solchen Fragen nicht immer flexibel, dennoch lassen sich durch eine angepasste Tilgungsstruktur zusätzliche Mittel freisetzen.

Tipp 3 - Reorganisation bestehender Finanzierungen

Wenn bestehende Finanzierungskonditionen deutlich vom aktuellen Marktniveau nach oben abweichen, kann eine Reorganisation des Darlehensportfolios -etwa durch Zinssatzreduktionen oder Umschichtungen- zur Freisetzung zusätzlicher Mittel beitragen; auch in Kombination mit Änderungen in der Tilgungsstruktur. Dabei kann selbstverständlich das Regionalprinzip in der Entscheidung berücksichtigt werden.

Ein gezieltes Ausnutzen günstiger Zinsphasen kann helfen, Zinsänderungsrisiken zu minimieren; insbesondere bei Gemeinden, die einen hohen Anteil an variabel verzinsten Darlehen aufweisen. Selbstverständlich sind dabei sowohl die Vor- und Nachteile sorgfältig abzuwägen. Die Komplexität bei Fixzinsvereinbarungen ist jedoch nicht zu unterschätzen.

Tipp 4 - Einsatz von Liquiditäts- und Kassenkrediten

Für kurzfristige Engpässe können Kassenkrediten genutzt werden. Dabei ist auf marktgerechte Zinsen (Referenzsätze, Aufschläge) und Spesen zu achten.

Tipp 5 - Rücklagen strategisch nutzen

Auch die kurzfristige Veranlagung von Rücklagen kann unter Heranziehung der richtigen Referenzsätze zur Verbesserung des Zinssaldos beitragen. In Fällen, wo die Mittel zukünftig nicht mehr benötigt werden, kann die Überschussliquidität zur Rückzahlung bestehender Schulden verwendet werden. Der durch die eingesparte Zinsbelastung erzielte Zinssatz ist in der Regel unschlagbar.

Tipp 6 - Förderungen gezielt einbinden

Die frühzeitige Einbindung von öffentlichen Förderprogrammen führt zu einer Verbesserung der Liquidität. Ein gut vorbereiteter Zahlungsplan kann die derzeit eher langen Vorfinanzierungen für öffentliche Förderungen reduzieren und Zinskosten senken. Besonders bei Neukreditaufnahmen ist die richtige Strukturierung entscheidend: Längere Laufzeiten sind zwar liquiditätsschonend, führen jedoch häufig zu höheren Aufschlägen der Banken.

Tipp 7 - Ausgelagerte Einheiten berücksichtigen

Auch ausgelagerte Organisationseinheiten wie kommunale GmbHs, KGs oder Finanzierungs- und Mietmodelle sollten aktiv in die strategische Finanzplanung der Gemeinde eingebunden werden. Ungünstige Strukturen können die Gemeinde langfristig finanziell belasten; nicht nur durch erhöhte Zinskosten, die oft regulatorisch bedingt sind, sondern auch durch fehlende Transparenz und Steuerungsmöglichkeiten.

Mögliche Rückführungen dieser Einheiten in den Gemeindehaushalt sind daher ein aktuelles und relevantes Thema. Sie bieten die Chance, finanzielle Belastungen zu reduzieren, die Steuerung zu verbessern und die Gesamtstruktur der Gemeindefinanzen nachhaltig zu optimieren.

Tipp 8 - Alternative Finanzierungsinstrumente

Langfristig könnten neue Finanzierungspartner wie Versicherungen oder Pensionskassen sowie Instrumente wie Schuldscheine, Anleihen oder Bürgerbeteiligungsmodelle eine größere Rolle spielen. Dabei sind regulatorische Anforderungen und Nachhaltigkeitsaspekte zu beachten.

 

Fazit - Die gezielte Schaffung freier Liquidität erfordert:

  • Transparente Haushaltsführung

  • Professionelles Risikomanagement und Planung der Zahlungsströme

  • Auswahl geeigneter Finanzierungsinstrumente und -modelle

  • Exakte Einbindung von Förderbedingungen

  • Regelmäßiges Monitoring und Reporting

 

Für uns als FRC sind eine proaktive Finanz- und Liquiditätsplanung sowie eine laufende Analyse der Darlehensstruktur essenziell, um die finanzielle Flexibilität einer Gemeinde langfristig zu sichern.

Heinz Hofstaetter, Geschäftsführer


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Über Heinz Hofstaetter

Heinz Hofstaetter ist seit 2016 Geschäftsführer der FRC-Finance & Risk Consult GmbH. Als Betriebswirt mit Abschluss an der Wirtschaftsuniversität Wien und als Bankkaufmann begann er seine berufliche Laufbahn bei KPMG in Frankfurt am Main in den Bereichen Industrie, Anlagenbau, Lebensmittel, Banken und Corporate Finance.

Es folgte der Einstieg in das Bank- und Kapitalmarktgeschäft bei der Bank Austria Investmentbank in Wien. Als langjähriger Prokurist und Vorstand der HYPO NOE im Bereich Finanzierung (Public Finance, Real Estate, Project Finance) mit einer Bilanzsumme von ca. 15 Mrd. und als Geschäftsführer von zwei Investmenthäusern in Österreich beschäftigte er sich intensiv mit den Themen Finanzierung und Kapitalmarktanlagen. Er war unter anderem verantwortlich für ein diversifiziertes Portfolio von Assets under Advisory von 6,5 Mrd. EUR in allen Vermögensklassen.

Darüber hinaus hat Herr Hofstaetter bis 2008 eine nachhaltige Verbriefungsplattform für langfristige Vermögenswerte aufgebaut. Das Setup einer Bewertungsplattform von 2009 bis 2015 für komplexe Finanzinstrumente in Frankfurt am Main rundet seine universelle Ausrichtung ab.