FRC Zinsumfrage 02/2024

Da niemand in die Zukunft schauen kann, ist für ein Darlehensportfolio eine ausgewogene Mischung aus fixer und variabler Verzinsung optimal.

Heinz Hofstaetter
15. Februar 2024

Ein Kommune hat uns gefragt, ob sie einen Fixzinssatz von 3,3% auf 15 Jahre abschließen soll?

Werte Leserinnen und Leser!

Gleich vorweg - das Ergebnis unserer „Zinsumfrage ist fast ausbalanciert“, siehe Abbildung rechts. Unser Kollege, Harald Hintenberger, hat sich aus diesem Grund dazu ein paar Gedanken gemacht, die wir gerne mit Ihnen teilen.

Zurück zur Ausgangsfrage: Im Zuge einer professionellen Darlehensausschreibung für eine Gemeinde (Ankauf von Vermögenswerten, finanziert über 15 Jahre) wurden auch Fixzins-Angebote erbeten. Die niedrigsten Angebote mit Fixzinssatz lagen ca. 1% pro Jahr niedriger als das aktuelle variable Billigstangebot. Was bedeutet das zum Zeitpunkt der Entscheidung im Gemeinderat in Zahlen?

  • Fixverzinsung: Halbjährliche Rate € 24.093.

  • Variable Verzinsung: Halbjährliche Rate € 25.885.

  • Fazit: Die Gemeinde hätte derzeit eine niedrigere Liquiditätsbelastung von ca. € 3.600 im Jahr.

Auf aktueller Basis wäre der Unterschied in der Gesamtzinsbelastung (letztlich zu bezahlen aus den kommunalen Einnahmen) bei rund € 47.000.

Aus Liquiditätssicht einer kleineren Gemeinde wäre die Anfangsrate deutlich niedriger und in der Gesamtbetrachtung (am Tag der Entscheidung in der Gemeinderatssitzung) ist auch die Gesamtbelastung für das Gemeindebudget äußerst attraktiv. Die Verlockung, jetzt (Stand 14.2.2024) eine Entscheidung für eine fixe Verzinsung (unwiderruflich fixiert auf 15 Jahre) zu treffen, ist nach den Zinssteigerungen (und signifikant höheren Belastungen aus Zinszahlungen für variable Finanzierungen) sehr groß. Teilweise beeinflusst auch die kommunale Aufsicht Entscheidungen, denn eben aus der Erfahrung der Zinssteigerungen kommen seitens der Aufsicht immer wieder Anregungen, von variabler Verzinsung auf fixe Verzinsung umzustellen. Im Allgemeinen trifft man diese Entscheidungen immer aus einem Blick in den Rückspiegel.

Banken geben aktuell für Gemeinden mit guter Bonität, welche Berater einschalten (größere Volumina und längere Laufzeiten vorausgesetzt) Aufschläge von 0,23% bis 0,50%. Was heißt das für eine Entscheidung „fix oder variabel verzinst“? Für die kommenden 15 Jahre müsste der verwendete Indikator (6-Monats-Euribor) signifikant und nachhaltig von aktuell ca. 3,9% (9.2.2024) auf unter 2,7 % fallen, damit die variable Verzinsung vorteilhafter wird. Wenn der Indikator auf dieses Niveau fällt, muss dieser aber dann auch so tief bleiben. Um zu verdeutlichen, wie schwer diese Entscheidung letztlich ist, ein Blick auf die ca. 25jährige Zinsvergangenheit des typischen Indikators (siehe Abbildung):

Der Break-Even beim 6M Euribor über die in der Ausschreibung angefragten 15 Jahre liegt bei 2,7%.

Abbildung: 6M Euribor über 25 Jahre und die theoretische Entwicklung einer variablen Verzinsung mit 0,5% Aufschlag (Annahme) im Lauf der Zeit;

Zeitpunkt ist wichtig, glättet sich aber im Zeitablauf - Ob eine Entscheidung über einen Fixzinssatz gut oder insgesamt zu teuer gewesen wäre, hängt auch stark vom Zeitpunkt (Zeitpunkt Ausschreibung/ Kapitalbedarf) und dem aktuellen Euribor ab. Dieser sollte sich u.a. auch nach dem Inflationsziel in der Eurozone richten. Dieses liegt bekanntlich bei 2%. Erreicht wurde es dauerhaft bisher nicht. Der Break-Even beim 6M Euribor über die in der Ausschreibung angefragten 15 Jahre liegt bei 2,7%.

FAZIT: Da niemand in die Zukunft schauen kann, ist für ein Darlehensportfolio eine ausgewogene Mischung aus fixer und variabler Verzinsung optimal.

LESSONS LEARNED: Aus diesem Grunde sehen wir von FRC die optimale Finanzierung für eine Gemeinde nicht in „Glückstreffern“, sondern in einem strategischen, ausgewogenen Mix aus variabel verzinsten (u.a. wegen der Flexibilität) und fix verzinsten Finanzierungen ABER unter Gesamtbetrachtung aller fix verzinsten Darlehen. Dies deshalb, um über die Zeit auch eine attraktive und marktkonforme Durchschnittsverzinsung der fixen Zinssätze zu erreichen, verbunden mit einer Planungssicherheit bei Ausgaben.

Eine Betrachtung im Rückspiegel zeigt folgendes. In der langen Historie hat man mit variabler Verzinsung billiger finanziert, jedoch dabei stets das Zinsänderungsrisiko vergessen. Dieses wurde ab 2022 teilweise mit dramatischen Auswirkungen schlagend. In einigen Jahren, z.B. ab 2010 wäre es nachteilig gewesen, den Zinssatz zu fixieren. In den Jahren 2013 bis 2022 hoffte man auf noch tiefere, dauerhaft tiefe Zinsen. Ab Frühjahr 2022 war es für Gemeinden dann schmerzhaft spürbar, nur variabel verzinst zu sein. Man glaubte (auch die EZB gab noch Ende 2021 Aussagen zu Protokoll, dass es keine Zinserhöhungen geben wird), mit variablen Zinsen fährt man dauerhaft besser und blendete ein Zinsänderungsrisiko aus.

Wir als externe Berater versuchen für Kommunen diesen Distanzblick zu bewahren und lassen dies in unsere Empfehlungen einfließen - eben unter Berücksichtigung aller fix verzinsten Darlehen. Konkret war im vorliegenden Fall unsere Empfehlung (mit allen Details zum Portfolio, der Laufzeit und Zweck des Darlehens „Eigentum“) wieder einmal einen Fixzinssatz zu wählen.

Da Fixzinsangebote in der Regel stets nur Indikationen auf Tageswertbasis darstellen sind auch Aktualisierungen (z.B. am Tag der Gemeinderatssitzung) zu berücksichtigen. Dies kann zu einer Adaptierung unserer Empfehlung führen. Der tatsächliche Fixzinssatz kann frühestens am Tag der Entscheidung/ Beschlussfassung festgelegt werden.

Ihr Harald Hintenberger


FRC – Finance & Risk Consult GmbH

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Über Heinz Hofstaetter

Heinz Hofstaetter ist seit 2016 Geschäftsführer der FRC-Finance & Risk Consult GmbH. Als Betriebswirt mit Abschluss an der Wirtschaftsuniversität Wien und als Bankkaufmann begann er seine berufliche Laufbahn bei KPMG in Frankfurt am Main in den Bereichen Industrie, Anlagenbau, Lebensmittel, Banken und Corporate Finance.

Es folgte der Einstieg in das Bank- und Kapitalmarktgeschäft bei der Bank Austria Investmentbank in Wien. Als langjähriger Prokurist und Vorstand der HYPO NOE im Bereich Finanzierung (Public Finance, Real Estate, Project Finance) mit einer Bilanzsumme von ca. 15 Mrd. und als Geschäftsführer von zwei Investmenthäusern in Österreich beschäftigte er sich intensiv mit den Themen Finanzierung und Kapitalmarktanlagen. Er war unter anderem verantwortlich für ein diversifiziertes Portfolio von Assets under Advisory von 6,5 Mrd. EUR in allen Vermögensklassen.

Darüber hinaus hat Herr Hofstaetter bis 2008 eine nachhaltige Verbriefungsplattform für langfristige Vermögenswerte aufgebaut. Das Setup einer Bewertungsplattform von 2009 bis 2015 für komplexe Finanzinstrumente in Frankfurt am Main rundet seine universelle Ausrichtung ab.